Abmahnungen wegen Musiknutzung in Reels – Was Creator wissen müssen
In Zeiten von Instagram Reels, TikTok und Co. gehört Musik zur Grundausstattung erfolgreicher Kurzvideos. Sie erzeugt Emotionen, steigert die Reichweite und bleibt im Kopf. Doch viele Creator unterschätzen dabei ein zentrales Risiko: Die Musikrechte. Immer häufiger kommt es zu Abmahnungen aufgrund urheberrechtswidriger Musiknutzung in Reels – mit teils erheblichen finanziellen Konsequenzen.
Was ist eine Abmahnung?
Eine Abmahnung ist eine formale Aufforderung, ein rechtswidriges Verhalten zu unterlassen – in diesem Fall die unrechtmäßige Verwendung geschützter Musik. Absender sind häufig Rechteinhaber (z. B. Musiklabels oder Verwertungsgesellschaften) oder spezialisierte Anwaltskanzleien. Sie fordern in der Regel:
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Die sofortige Entfernung des betreffenden Inhalts
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Die Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung
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Die Erstattung von Anwaltskosten (oft mehrere hundert Euro)
Warum ist Musik in Reels problematisch?
Instagram selbst bietet eine Musikbibliothek an, die für Privatnutzer gedacht ist. Doch:
Nicht alle Tracks sind für jede Art der Nutzung freigegeben. Insbesondere bei geschäftlicher oder öffentlicher Nutzung (z. B. durch Unternehmen, Selbstständige, Influencer mit Kooperationen) gelten andere Regeln.
Typische Fehlerquellen:
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Nutzung von kommerzieller Musik über Dritt-Apps oder direkt eingebettet im Video (nicht über die Instagram-Musikfunktion)
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Verwendung urheberrechtlich geschützter Songs ohne Lizenz bei gewerblichem Account
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Glaube, dass Instagram „alle Rechte geregelt hat“ – das stimmt nur eingeschränkt
Gewerblich oder nicht? Ein entscheidender Unterschied
Viele Creator glauben, dass ihr Account noch „privat“ sei – etwa weil sie keine GmbH betreiben. Doch:
Sobald ein wirtschaftliches Interesse besteht, also z. B. durch Werbepartner, Affiliate-Links oder Eigenwerbung, gilt die Nutzung schnell als kommerziell. In diesen Fällen reicht die Musiklizenz von Instagram oft nicht aus, um rechtlich sicher zu posten.
Was tun bei einer Abmahnung?
Wenn eine Abmahnung ins Haus flattert, heißt es: Nicht in Panik verfallen, aber auch nicht ignorieren.
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Keine vorschnelle Unterzeichnung der beigefügten Unterlassungserklärung
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Nicht einfach zahlen, ohne die Vorwürfe zu prüfen
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Rechtsanwalt einschalten, idealerweise mit Schwerpunkt Urheberrecht
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Prüfen lassen, ob die Forderung gerechtfertigt ist – nicht jede Abmahnung ist zulässig
Wie können Creator sich schützen?
Um das Risiko einer Abmahnung zu minimieren, helfen folgende Maßnahmen:
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Nur Musik aus der Instagram-eigenen Bibliothek verwenden (für private Nutzung)
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Für gewerbliche Accounts: GEMA-freie Musik oder lizenzierte Tracks von Plattformen wie Artlist, Epidemic Sound oder AudioJungle nutzen
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Kennzeichnungspflicht beachten, wenn ein Reel Werbung enthält
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Bei Zweifeln: Rechtsberatung einholen
Fazit
Die Musik in Reels ist mehr als nur Hintergrund – sie ist rechtlich relevant. Gerade bei kommerziellen Inhalten können kleine Fehler teuer werden. Wer regelmäßig Content veröffentlicht, sollte sich aktiv mit den rechtlichen Rahmenbedingungen der Musiknutzung auseinandersetzen – und im Zweifel lieber auf lizensierte oder GEMA-freie Alternativen zurückgreifen.
Tipp für Creator:
Ein transparenter Hinweis wie „Musiklizenz über [Plattformname]“ in der Videobeschreibung kann zusätzlich für Klarheit sorgen – ist aber kein Freifahrtschein. Sicherheit bietet nur eine tatsächliche Lizenz oder die Nutzung lizenzfreier Tracks.
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine Rechtsberatung. Bei konkreten Fällen wenden Sie sich bitte an eine Fachkanzlei für Urheber- oder Medienrecht.